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Auf Augenhöhe.

Donald Trump ist der 45. Präsident der USA. Ein Mann der Nationalstolz brüllt und die Würde der Frauen mit Füßen tritt, der durch die Reihen schreitet und diese dabei spaltet. Wie kann ein Mensch, der ‘America first’ propagiert ein Land zum Leuchten bringen wollen, wenn er das Licht der Nicht-Amerikaner dabei unter den Scheffel stellt? Und darf man einem Mr. Trump Populismus vorwerfen? Darf ich schon heute über einen Mann urteilen, der gerade zwei Tage als Präsident eines der größten Länder der Welt regiert?

Als Frau kann ich dieses Wahlergebnis nicht nachvollziehen. Gleichwenig, wie ich die Popularität der AfD in Deutschland begreife. In meinen Augen ist das ein Rückschritt in der Entwicklung der Menschheit. Denn alles was in den letzten über einhundert Jahren von starken Persönlichkeiten und Menschenrechtlern aufgebaut wurde, die ganze Ideologie von der Gleichstellung der Menschen, verliert seinen Wert zwischen falschem Nationalstolz und der Sehnsucht Einzelner nach den „guten alten Werten“.

Ich erinnere mich an ein Gespräch vor einiger Zeit mit einer Bekannten. Wir unterhielten uns über die Rolle der Frau in unserer jetzigen Gesellschaft. Sie forderte mich mit der Frage heraus, wie mein Leben aussehen würde, wenn mein Partner genug Geld für uns beide mit nach Hause bringen würde. Ich bat sie, ihre Frage zu konkretisieren.

„Würdest du noch arbeiten gehen, wenn dein Partner euch mit seinem Gehalt komplett absichern könnte?“

Ich habe lange darüber nachgedacht. Nicht, weil ich keine spontane Antwort wusste, sondern weil ich alle Seiten bedenken wollte. Denn zu sagen, ich lasse mich nicht von meinem Mann aushalten, hieße auch, die Arbeit als Hausfrau und Mutter als niedriger zu beurteilen. Und das ist sie nicht. Diese Arbeit ist wertvoll und gleichermaßen wichtig.

Nur bin ich eben keine Frau, die ihre Erfüllung auf Dauer in den häuslichen- oder Mutterpflichten findet. Ich bin den vielen Frauen, die für Gleichstellung kämpften und kämpfen, ehrlich dankbar. Ich bin dem Feminismus dankbar, auch wenn dieses Wort im Laufe der Zeit einen faden Beigeschmack bekommen hat. Carolin Kebekus hat es auf den Punkt gebracht: „Feminismus hat so einen schlechten Ruf. Das klingt so unrasiert und ungebumst. Dabei bedeutet es doch nur, dass eine Frau machen kann, was sie will.“

Richtig. Ich bin eine Frau. Doch in erster Linie bin ich Mensch. Mit all den Rechten die ein Mensch haben kann. Ich gehe arbeiten. Ich verdiene mein Geld. Ich gehe wählen. Ich habe einen Kopf zum Denken. Ich begegne meiner Umwelt zuerst auf Augenhöhe. Mir sind Rassen, Geschlechter, gesellschaftliche Stellung, sexuelle Orientierung, Aussehen, Einkommen, politische Gesinnung und Glaube egal, solange der Mensch mir gegenüber ein gutes Herz hat. Ich versuche nicht vorschnell zu urteilen. Ich möchte verstehen und schlussendlich andere Meinungen oder Lebensauffassungen respektieren. Meine Rasse ist Mensch, meine Ideologie die Menschlichkeit. Meine Eltern haben mir beigebracht, dass es keinen Werteunterschied zwischen Mann und Frau gibt. Ich bin in einem gleichgestellten Haushalt aufgewachsen und das lebe ich auch in meiner Beziehung. Ich habe gelernt, Löcher in die Wand zu bohren und die Zündkerzen an meinem Auto zu wechseln. Ich koche eine hervorragende Pastasoße und trage gern Make-Up. Ja, ich feiere es eine Frau zu sein! Weil ich (fast) alles tun kann, was ich möchte. Auch wenn die Waagschale noch lange nicht ausgeglichen ist. Doch wird sie es jemals sein? In dieser Zeit, wo ein Narzisst und Frauenverachter die USA regiert, wo die AfD in Deutschland immer mehr Zuspruch gewinnt? Es muss sich etwas ändern und jeder einzelne von uns kann mitbestimmen, in welche Richtung die Waagschale kippt. Treten wir für ein Gleichgewicht ein oder für angestaubte Werte?

Niemand ist zu klein, um etwas zu tun. Also was kann ich tun? Ich muss nicht Madonna sein, um mit ‘Express Yourself’ Frauen aufzurufen, sich nicht mit dem zweitbesten zufrieden zu geben und in einer wütenden Rede, den amtierenden Präsidenten ein „suck a dick“ entgegen zu schmettern. Es sind nicht immer die lauten Schreie, die Veränderungen hervorrufen, oft sind es die leiseren Töne, die zum Verstehen führen. Wie meinem anders denkenden Nachbar mit Besonnenheit gegenüber zu treten oder meine AfD wählenden Freunde nicht aus meiner Facebook-Timeline zu entfernen, sondern nach ihren Beweggründen zu fragen, mit ihnen vielleicht in eine Diskussion gehen und gemeinsam gegebenenfalls den Blickwinkel zu erweitern und vielleicht zu korrigieren. Vielleicht erliege ich hier meiner eigenen Vision einer freundlicheren und fortschrittlichen, einer menschlicheren Welt, aber ich möchte nichts unversucht lassen, aus eigener Kraft diese ein kleines Stück realer und gerechter zu machen.

Auf Augenhöhe und mit dem gebührenden Respekt.


Bildrechte:AuthorMark Dixon from Pittsburgh, PA


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